Wartezeit

Diese Woche ist geteilt durch das Hochfest „Christi Himmelfahrt“. Die ersten drei Tage sind die sogenannten „Bitttage“ – die Idee ist, Jesus alle unsere Bitten, Sorgen und Ängste in den Himmel zum Vater mitzugeben.Das können wir natürlich immer tun, doch diese Tage sind dazu da, uns insbesondere dazu anzuspornen, uns aus-zu-beten.

Und hier ist eine kleine Anleitung dazu von Karl Rahner:

„Auf das Reden über das Gebet kommt es letztlich nicht an, sondern auf die Worte, die wir selbst zu Gott sagen…
Ach, sie können leise, arm und schüchtern sein.
Sie können wie silberne Tauben in den Himmel Gottes aus einem frohen Herzen aufsteigen, oder sie können sein wie der unhörbare Lauf bitterer Tränen.
Sie können groß und erhaben sein wie der Donner, der sich in den hohen Bergen bricht,
oder schüchtern wie das Scheue Geständnis einer ersten Liebe.
Wenn sie nur von Herzen kommen.
Wenn sie nur von Herzen kommen möchten.
Und wenn sie nur der Geist Gottes mitbetet.
Dann hört sie Gott.
Dann wird er keines dieser Worte der Liebe vergessen.
Dann wird er die Worte in seinem Herzen aufbewahren, weil man die Worte der Liebe nicht vergessen kann.
Und dann wird er uns geduldig, ja selig weiter zuhören, ein ganzes Leben lang, bis wir ausgeredet haben, bis wir unser ganzes Leben ausgeredet haben.“ *)

Und nach dem Festtag beginnt die sogenannte „Pfingstnovene“ – neun Tage lang flehen wir um das Kommen des Heiligen Geistes.
Auch das können wir natürlich immer tun, aber an diesen Tagen vereinigen sich alle Gläubigen auf der ganzen Welt, um inständig um das Wirken des Heiligen Geistes zu bitten und darauf zu warten – wie damals die Apostel im Abendmahlsaal, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu.        (vgl. Apg 1,14)

Und hier ist die Pfingstsequenz zum Mitbeten:

Komm herab, oh Heil’ger Geist, der die finstre Nacht zerreißt, strahle Licht in diese Welt.
Komm, der alle Armen liebt, komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.

Höchster Tröster in der Zeit, Gast der Herz und Sinn erfreut,
köstlich Labsal in der Not.

In der Unrast schenkst du Ruh‘, haust in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod.

Komm, o du glückselig Licht, fülle Herz und Angesicht,
dring bis auf der Seele Grund.

Ohne dein lebendig‘ Wehn kann im Menschen nichts bestehn,
kann nichts heil sein noch gesund.

Was befleckt ist, wasche rein, Dürrem gieße Leben ein,
heile du, wo Krankheit quält.

Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.

Gib dem Volk, das dir vertraut, das auf deine Hilfe baut,
deine Gaben zum Geleit.

Lass es in der Zeit bestehn, deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit.
Amen.

*) Zitat aus: Andrea Schwarz „Windhauch Feueratem“, Herder 2014