
Dan 9,4-9
Ich betete zum HERRN, meinem Gott, bekannte die Schuld und sagte: Herr, du großer und Furcht erregender Gott, der den Bund und die Huld denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote bewahren. Wir haben gesündigt und Unrecht getan, wir sind treulos gewesen und haben uns gegen dich empört; von deinen Geboten und Rechtsentscheiden sind wir abgewichen. Wir haben nicht auf deine Diener, die Propheten, gehört, die in deinem Namen zu unseren Königen und Vorstehern, zu unseren Vätern und zu allen Bürgern des Landes geredet haben. Du, Herr, bist im Recht; uns aber steht bis heute die Schamröte im Gesicht, den Leuten von Juda, den Einwohnern Jerusalems und allen Israeliten, seien sie nah oder fern in all den Ländern, wohin du sie verstoßen hast; denn sie haben dir die Treue gebrochen. Ja, HERR, uns steht die Schamröte im Gesicht, unseren Königen, Fürsten und Vätern; denn wir haben uns gegen dich versündigt. Beim Herrn, unserem Gott, ist das Erbarmen und die Vergebung, obwohl wir uns gegen ihn empört haben.
Text der Einheitsübersetzung 2016 der Bibel entnommen
Betrachtungsimpulse
Die Scham ist ein intensives Gefühl. Ein Gefühl, das wir als sehr unangenehm empfinden. Und es ist gewiss ein Gefühl, mit dem viel Missbrauch getrieben wurde/wird: denn wo jemand bloß gestellt wird, um eine Lektion oder Lehre zu erteilen, da werden Wunden geschlagen. Scham entsteht aber nicht nur durch das Mitwirken anderer. Wir erleben es auch, wenn wir zum Beispiel nicht im Einklang mit unseren Werten gehandelt haben und uns das dann klar wird, oder wenn wir meinen, versagt zu haben – wenn wir also hinter unseren eigenen Erwartungen zurück geblieben sind. Die Scham kann in diesem Fall heilsam sein: weil sie uns unsere eigenen Werte aufzeigt und uns sozusagen hilft, eine Kurskorrektur herbei zu führen. Oder, sie kann uns dazu ermutigen, uns selbst auch mit unseren Grenzen so anzunehmen, wie wir sind.
Der Prophet Daniel spricht von dieser Art Scham: Das Volk Israel ist hinter seinen eigenen Erwartungen zurückgeblieben und hat entgegen seine eigenen Werte gehandelt und gelebt. Nun brennt die Scham im Herzen des Beters und er wendet sich im Gebet an Gott, den er als einen benennt, der sich erbarmt und vergibt. Davon können wir lernen, wenn uns Scham erfüllt, dass wir immer zu Gott kommen dürfen, egal was wir auch selber von uns halten und denken. Und bei Gott dürfen wir aufatmen, auftanken und uns selber akzeptieren – so wie er es tut. Und den Neubeginn wagen…
* Lass das Gebet des Daniel auf dich wirken… Was weckt es in dir?
* Wann bist du zuletzt dem Gefühl Scham begegnet? Wie ist es dir dabei ergangen?
* Ist Gott für dich ein Zufluchtsort, zu dem du kommst, was auch immer geschah?