
Das Labyrinth ist wohl die tiefsinnigste Ausformung des Ursymbols „Weg“.
Entgegen den allgemeinen Vorstellungen und dem Sprachgebrauch ist das Labyrinth kein Irrgarten. Die alten Labyrinthe haben weder Sackgassen, noch Kreuzungen, noch Verleitungen. Die einzige Sackgasse ist das Zentrum. An diesem Punkt muss der durchschreitende Mensch umkehren, um den Ausgang wiederzugewinnen. Alle Wege des Labyrinths führen so auf Umwegen – das macht das Labyrinth aus gegenüber der Spirale – zum Zentrum und wieder hinaus.
Wer von außen sich auf den Weg des Labyrinths begibt, steuert direkt und ungehindert, nur kurz durch einen Schlenker umgeleitet, auf die Mitte zu. Vielleicht wähnt er schon am Ziel zu sein. Da führt ihn der Weg um die Mitte herum, lässt ihn noch einen Halbkreis lang die Nähe der Mitte erfahren und bringt ihn dann richtig in die Wirrungen des Labyrinths hinein. Schließlich findet er sich ganz an der Peripherie wieder und wird dort „endlos“ entlang geschickt. Er verliert die Mitte aus den Augen, denkt nicht mehr an sie, obschon er sie doch ständig umkreist. Endlich gelangt er eben dort an, wo er aufgebrochen ist. Aber an diesem Punkt, da er eigentlich keinen Fortschritt zu erkennen vermag, die Mühsal des Weges für vergeblich halten und aufgeben möchte, biegt der Weg auf die Mitte zu und führt ihn jetzt direkt und unmittelbar in die Mitte selbst. Ein letzter Abstecher zur Seite nur: Er ist kurz und ruft noch einmal alle früheren Irrungen und Mühen ins Gedächtnis. Nach der Mühe des Weges wird die Ankunft zum Geschenk.
Herr Jesus Christus
allezeit bist du mit mir unterwegs.
Du gehst all meine Wege mit,
aber manchmal bin ich blind
und ich merke es nicht
und fühle mich alleingelassen.
Nimm mein altes Gewohnheits-Herz,
gib mir ein neues Überraschungs-Herz.
Lass mich die leisen Zeichen deiner Gegenwart erspüren,
dass du da bist und mit mir!
Ich überlasse mich dir,
leite mich nach deinem Gefallen.
Wie immer du mich führst,
ich danke dir.
Ich bin bereit zu allem,
wenn nur dein Wille geschieht.
Ich habe kein anderes Verlangen,
mein Gott.
Gib mir nur die Kraft und den Mut
und das Vertrauen,
auf dem Weg zu bleiben
und das Ziel anzustreben
mit dem Blick
auf dich!