Gelassenheit

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Gelassenheit. – Wir gehen der Passion Jesu in dieser liturgischen Zeit entgegen.
Und mich beeindruckt, wie gelassen, wenn auch leidend, Jesus diesen Weg
beschreitet, bzw. bis zum Ende durchhält.

Ich habe ein wenig über Gelassenheit, Gelassen-Sein meditiert und habe mich gefragt, was Gelassenheit für mich ist.
Vor allem heißt sie für mich, Ruhe bewahren, auch wenn es turbulent in mir oder um mich herum wird. Wenn sich in mir etwas aufregt oder ich mich aufregen will, dann kann mir die Gelassenheit helfen, schnell wieder „von der Palme runter zu kommen.“ (wie es so schön heißt)
In diesem Fall muss ich mich sehr ernst für die Gelassenheit entscheiden – ich denke, Gelassenheit ist für mich eine Grundentscheidung, die sich in vielen, vielen Teilentscheidungen ausdrückt. In diesem Fall hat die Gelassenheit mit meinem Kopf, mit meinem Verstand zu tun.
Ich kann aber auch in mich hineinfühlen: Wenn ich gelassen bin, bin ich durchwegs locker, entspannt,
gelöst. Da mir diese Gefühle gut tun, weil sie mein Bedürfnisse nach Ruhe und Ausgeglichenheit und Frieden erfüllen, werden sie mir zur Motivation, Gelassenheit zu suchen.
Gelassenheit kann mir helfen, Grenzen anzunehmen bzw. zu wahren, Panik zu vermeiden.

Um gelassen sein zu können, brauche ich einen tragfähigen Grund, muss ich gefestigt und in einem Halt verwurzelt sein.

Und da kommst du, mein Gott, ins Spiel in meinem Leben,
denn ich glaube daran, dass du mir Halt und Rückhalt nicht nur gibst, sondern BIST!

Jesus, wenn ich dein Verhalten, besonders jetzt in der Passion, betrachte,
dann bist du zwar ohnmächtig und hilflos ausgeliefert,
doch du wendest keine Gegengewalt an.
Du bewahrst die Ruhe, so wie du es dein ganzes Leben lang eingeübt hast.
Und da hast du auch gezeigt, dass Gelassenheit kein Zeichen von Schwäche,
sondern von Stärke ist, zum Beispiel gehst du einmal aus der Mitte
deiner Mitbürger weg, als sie dich den Hang hinab stürzen wollen.
(Lukas 4, 28-30)
Dein ganzer Kreuzweg – von der Gefangennahme über Pilatus bis hin
zur Kreuzigung (26,47- 27,50) – hast du trotz der unsagbaren
Leiden und Schmerzen die Ruhe bewahrt,
hast in Klarheit und Wahrheit gesprochen,
denen, die dich ans Kreuz schlugen, vergeben und
dem einen Verbrecher neben dir das Paradies verheißen;
und auf deine Mutter und den Lieblingsjünger geschaut.
Dein Vater war dir Halt und Rückhalt.
Nur in ihm verwurzelt, konntest du so sein!
Damit, Jesus, gibst du mir ein Beispiel, bist du mir ein Vorbild.
Aber nicht nur das: du willst mich hineinnehmen in deine Verbundenheit
mit dem Vater und auch in deine Gelassenheit.
Dazu sagst du uns einmal das wunderbare Gleichnis vom Weinstock:
„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben….“
(Joh 15)

Jesus, du zeigst mir, dass Gelassenheit sehr viel mit Zulassen zu tun hat,
mit Leidensbereitschaft.
Das ist für mich der schwache Punkt.
Wer will schon gern leiden! – Und doch liegt darin deine Weisheit.

Zulassen, heißt auch, andere und anderes gelten lassen.
Das hat sehr viel damit zu tun, wie ich dich, Gott, als meinen Schöpfer und
Erlöser für alle Menschen und die ganze Welt sehe;
wie ich mich selber als Geschöpf unter anderen Geschöpfen erkenne
und die Gleichwertigkeit aller anerkenne.

Vor allem hat Gelassenheit mit großer innerer Freiheit zu tun.
Und das ist wieder ein Ansporn für mich,
denn FREI möchte ich sein und handeln können.
Frei von inneren Zwängen und Ängsten will ich agieren,
auch wenn sie vielleicht äußerlich auf mich einstürmen.

Jesus, gib mir Anteil an deinem Selbstbewusstsein,
denn ich bin ja ein Kind deines Vaters.
Hilf mir, dass ich mir meines Wertes als Mensch und meiner
unverlierbaren Würde bewusst bin und bleibe.

Jesus, hilf mir, dass ich die vielen kleinen – oft so ärgerlichen – Gelegenheiten nütze,
um mich in der Gelassenheit einzuüben.
Zaubere ein Lächeln auf meine Lippen, in mein Gesicht und in mein Herz,
wenn ich mir denke: „Schon wieder!…..“
Und, mein Gott, gib mir Humor für all die Situationen,
die mich herausfordern,
aber auch die Kraft der Entschiedenheit bei wirklich schweren Gelegenheiten.

Und da es ohne Liebe gar nicht geht,
zitiere ich nun noch ein altbekanntes Gedicht
von Erich Fried:

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe